Die Nacht zum Tag machen, das ist ja jedem schon mal passiert. Zum Spaß haben, um die Kinder zu betreuen, ein Sportevent zu verfolgen. Aber was heißt das eigentlich nachts zu arbeiten?
In Nordrhein-Westfalen verlassen jede Nacht Hundertausende dann das Haus, wenn der Rest der Bevölkerung schlafen geht, sie gehen auf Nachtschicht.
Damit einher gehen ganz besondere Arbeitsbedingungen, zudem geschieht ihre Arbeit oft im Verborgenen. Ihr Aufwand wird durch Zeit oder Geld kompensiert, aber dadurch werden die Beeinträchtigung der Gesundheit oder die sozialen Folgen nicht immer aufgefangen.

Mit dem Projekt „Nachtschicht“ widmet sich die NRWSPD bereits seit einiger Zeit dieser besonderen Arbeit, die meist im Dunkeln und ungesehen stattfindet, aber für unser alltägliches Leben nicht wegzudenken ist. So begleitet der NRWSPD-Vorsitzende Thomas Kutschaty monatlich Nacht- und Schichtarbeiter auf ihrer Arbeit, spricht mit ihnen über Probleme und Lösungen und ihre ganz besonderen Aufgaben, auf dem Flughafen, in der Bäckerei, in einer Justizvollzugsanstalt, in der Diskothek, im Chemiepark oder auf einer Intensivstation.
Im Gespräch mit den Arbeiterinnen und Arbeitern wird deutlich: die Beweggründe für die Nachtarbeit sind so unterschiedlich wie die Branchen und Berufe, in denen nachts gearbeitet wird. Arbeitet der eine gerne nachts im Nebenjob, weil er die Stimmung im Club gerne mag, steht die andere nachts auf den Beinen, um dafür mehr vom Tag mit ihren Kindern zu haben.

Zum Tag der Nachtarbeit am 23.3. ist nicht nur Thomas Kutschaty unterwegs, über 40 SPD-Parlamentarier*innen und Entscheidungsträger*innen der SPD vor Ort sind seinem Vorbild gefolgt und auf Nachtschicht unterwegs. (Eine Auflistung aller Einsätze findest Du am Ende der Seite). Sie besuchen Betriebe, Unternehmen und Einrichtungen, in denen Menschen auch nachts arbeiten, damit der Laden am Laufen bleibt. Sei es in Sicherheitsberufen wie Polizei, Feuerwehr- und Rettungswachen, Altenheime, Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser, bei der Produktion von Lebensmitteln oder anderen Waren, in den Leitstellen der Energieversorger und in den unterschiedlichsten Verkehrsbetrieben von Taxi, Bus und Bahn – überall brauchen wir Menschen, die nachts die Augen auf halten, anpacken und ihren Dienst leisten, für die Gesellschaft, für uns alle.
Die erlebten Geschichten gehen nicht selten ans Herz, während auf der Intensivstation Menschen mitunter ihren letzten Atemzug machen, erblicken andernorts Kinder das Licht der Welt. So machte zum Beispiel Landtagsabgebordnete Christina Kampmann eine ganz besondere Erfahrung. Hebamme und Ärztin einer Geburtsstation haben während ihrer Nachtschicht „drei Babys auf die Welt geholt, Notfälle versorgt, zwischendurch immer wieder alles sauber dokumentiert, die Spuren nach einer möglichen Vergewaltigung gesichert, werdenden Müttern mit unendlicher Geduld beigestanden, Väter beruhigt, Neugeborene begrüßt und dabei nie die gute Laune verloren.“ Müde, ehrfürchtig und dankbar für den besonderen Einsatz dieser Fachkräfte schaut sie auf die Nacht zurück.
Mit dem Projekt „Nachtschicht“ wollen wir aber nicht nur hinschauen, sondern auch nachfragen: was beschäftigt die Leute? Was läuft schon gut und was könnte besser laufen? Die damit verbundenen Geschichten wollen wir im kommenden Jahr weiter erzählen. Unter www.nachtschicht.nrw sammeln und erzählen wir die Arbeitserlebnisse der Nacht, Herausforderungen und Besonderheiten und gehen der Frage nach, wie wir die Arbeitsbedingungen verbessern können.
LISTE DER NACHTSCHICHTEN IN NRW ZUM TAG DER NACHTARBEIT
Thomas Kutschaty – Chemiepark Marl
Frank Müller – Müllheizkraftwerk Essen-Karnap, RWE
Christian Obrok – Polizeiwache Bünde
Anja Butschkau – AWO-Seniorenwohnstätte Dortmund-Eving
Alexander Baer – Ev. Altenzentrum am Schloss, Lemgo
Sarah Philipp – Paketdienstleister DPD Duisburg
Ellen Stock – Rettungswache Schötmar
Axel Schäfer – Polizeiwache Bochum
Justus Moor – Rettungsdienst der Feuerwehr Hamm
Benedikt Falszewski – Feuerwehr Duisburg
Thilo Waasem – Bäckerei
Kirsten Stich – Kreisleitstelle Schwelm
Timo Schisanowski – Enervie Südwestfalen Energie und Wasser AG, Hagen
Lisa Kapteinat – Feuerwehr Castrop-Rauxel
Gordan Dudas – Kreisleitzentrale/Brandschutz- und Rettungsdienstzentrum
Sanae Abdi – Flughafen Köln/Bonn
Hendrik Bollmann – DRK Altenzentrum Herne
Christin-Marie Stamm – focus-Wohngruppe für Menschen mit Behinderung
Zanda Martens – Sana Krankenhaus Düsseldorf-Gerresheim
Andrea Busche – USB Bochum (städtisches Entsorgungsunternehmen)
Gülistan Yüksel – Städtische Kliniken Mönchengladbach GmbH
Carolin Kirsch – MARIENBORN Pflege St. Anno, Köln
Frederick Cordes – Schleuse Oberhausen-Lirich
Tülay Durdu – Polizeidienststelle Bergisch Gladbach
Thorten Rupp – Taxi Vels GmbH in Kleve
Svenja Schulze – Altenzentrum am Südpark, Münster
Elisabeth Müller-Witt – Polizeiwache Ratingen
Nina Andrieshen – Haus Maria Veen, stationäre Hilfeeinrichtung für Wohnungslose und Suchtkranke
Christina Kampmann – Kreißsaal im Krankenhaus Bielefeld Mitte
Dennis Maelzer – Ordnungsamt Detmold
Nadja Lüders – Deutsche Post Briefzentrum Dortmund
Jens Peick – Zentrale Notaufnahme im Klinikum Dortmund
Thorsten Klute – Bäckerei Welpinghus, Borgholzhausen
Rodion Bakum – Polizeiinspektion Mülheim an der Ruhr
Alexander Vogt – Berufsfeuerwache in Herne
Nadine Heselhaus – Vesuvius, Keramikproduktion in Borken
Julia Kahle-Hausmann – Rettungsdienst Feuerwehr Essen
Lena Teschlade – Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße Köln
Marcel Mittelbach – Backstube der Bäckerei Strunk in Waltrop
Sebastian Watermeier – Feuerwehr Gelsenkirchen
Volkan Baran – Kiosk Kaan am Borsigplatz in Dortmund
Ralf Stoltze – Kommunaler Energieversorger DEW21