Gemeinsam mit Elke Kappen (Bürgermeisterin der Stadt Kamen) und Jochen Ott (schulpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion) hat Thomas Kutschaty «10 Punkte für die Schule von Morgen» vorgestellt. Im Plan finden sich zehn inhaltliche Punkte, die die SPD in Regierungsverantwortung umsetzen möchte. Es geht um eine gerechtere Entlohnung von Lehrkräften, mehr Investitionen in Schulgebäude und Digitalisierung, eine bessere Talentförderung und vor allem mehr Bildungsgerechtigkeit. Den gesamten Zehn-Punkte-Plan findest Du hier:
NRW-Plan:
10 Punkte für die Schule von morgen!
- Wir starten eine Personal-Offensive.
Unsere Schulen werden bis zum Jahre 2030 zusätzlich etwa 320.000 Schüler:innen aufnehmen müssen. Aber der Bedarf an Lehrer:innen wird sowohl schulformspezifisch als auch fachspezifisch nach wie vor nicht gedeckt werden können. Die Folgen: größere Klassen und ein erheblicher Unterrichtsausfall. Wir werden deshalb eine Personal-Offensive starten und hierzu u.a. die Besoldung aller Lehrkräfte beim Einstieg auf A13 anpassen, die Anzahl der Studienplätze erhöhen, den Quereinstieg erleichtern, die Verbeamtung für eine bestimmte Zeit auf das 45. Lebensjahr hochsetzen und attraktive Lebensarbeitszeitkonten einführen.
- Wir werden Schulen öffnen und mehr Orientierung bieten.
Jedes Jahr verlassen viel zu viele Jugendliche die Schule ohne Abschluss. Sie verlieren den Anschluss, werden schulmüde und brechen ab. Das ist bitter für uns alle. Aber wir können das ändern. Indem wir den zweitwichtigsten Lebensraum neben dem Elternhaus besser auf die Bedürfnisse der Kinder anpassen und mehr Orientierung im Bildungsdschungel geben. Dazu werden wir Lernkooperationen mit außerschulischen Bildungs-, Sport- und Kulturangeboten intensivieren, Bildungslots:innen etablieren und flächendeckend Familienzentren auch an Grundschulen einrichten.
- Wir wollen das Finanzierungs-Wirrwarr beenden.
Bildungschancen von Schüler:innen dürfen nicht mehr von der Finanzkraft einer Kommune abhängig sein. Die bisherige Finanzierungsstruktur, nämlich die Trennung von äußeren und inneren Schulangelegenheiten, muss aufgehoben werden. Dafür brauchen wir einen New Deal, der die Kosten des Bildungssystems zwischen Bund, Land und Kommunen insbesondere in folgenden Themenbereichen gerecht verteilt: Digitalisierung, Ganztag, Schulsozialarbeit als Einstieg in multiprofessionelle Teams, Inklusion und Schulbau.
- Wir investieren mehr in Bildung.
In Deutschland wird im Vergleich zu vergleichbaren Industrieländern zu wenig für die Bildung unserer Kinder ausgegeben. Dazu kommt: Die Bildungsausgaben in NRW sind im Bundesvergleich unterdurchschnittlich. Um wirklich alle Talente zu fördern, müssen wir mehr in Bildung investieren. Dazu werden wir ein Investitionsprogramm „Gute Schule 2030“ auflegen, um den Bau-Stau an Schulen zu beenden und die Schulen digital und räumlich zukunftsfähig zu machen.
- Wir fördern Talente, egal wo sie wohnen.
Immer noch entscheiden die Postleitzahl und die Herkunft der Eltern über die Chancen in Schule, Ausbildung, Studium und Beruf. Viele Schulen, und somit die Schüler:innen, haben gerade an Standorten mit besonderen Herausforderungen das Nachsehen. Mit objektiven Sozialdaten werden wir die Schulen personell und finanziell nach ihren Bedürfnissen ausstatten. Dazu erhalten die rund 1.000 Schulen in herausfordernden Lagen (Standorttypen 9-4) ein Mehr von 20 Prozent zum Grundbedarf.
- Wir schaffen Bildungsgerechtigkeit – für den ganzen Tag.
Die Strukturen des Ganztags sind reformbedürftig. Das hat die Pandemie nochmals bestätigt. Qualitätsstandards sind nicht rechtlich fixiert. Es gibt zu wenig Räume und zu wenig Personal für individuelle Förderung. Wir werden den Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz ab 2026 daher mit einem Ganztagsgesetz verankern (Schnittmenge von Jugendhilfe und Schulgesetz: einheitliche Standards, Qualität, Räume und Gebührenfreiheit).
- Wir achten auf die Gesundheit.
Die COPSY Studie ist die erste deutschlandweite repräsentative Studie, welche die psychische Gesundheit und Lebensqualität von Kindern und Jugendlichen während der Pandemie untersucht hat. Fast jedes dritte Kind leidet demnach unter psychischen Auffälligkeiten. Die Ängste und Sorgen der Kinder haben im Laufe der Pandemie deutlich zugenommen. Die Kinder zeigen gleichzeitig häufiger depressive Symptome und psychosomatische Beschwerden, wie beispielsweise Niedergeschlagenheit oder Kopf- und Bauchschmerzen. Wir werden deshalb Schulsozialarbeiter:innen und Schulpsycholog:innen mit einem festen Schlüssel an den Schulen dauerhaft finanzieren, Gesundheitsfachkräfte an den Schulen beschäftigen, die Beratungsstrukturen für die psychosoziale Gesundheit der Schüler:innen ausbauen und Fortbildungen für Lehrkräfte in dem Bereich intensivieren.
- Wir machen Schulen digitaler.
Digitale Kompetenzen und die digitale Ausstattung sind immer noch nicht flächendeckend an allen Schulen vorhanden. Lehrkräfte haben nicht genügend Fortbildungsangebote und -möglichkeiten, um digitales Lernen ziel- und schüler:innengerecht zu realisieren. Auch der Infrastruktur- und Breitbandausbau, die Ausstattung mit Endgeräten und der technische Support sind häufig mangelhaft.
(Chronisch) Erkrankte Kinder und Jugendliche haben momentan zu wenig Optionen, digital am Unterricht teilzunehmen. Wir werden daher eine Digitalisierungsoffensive starten: Digitale Endgeräte gehören in die Lernmittelfreiheit, das Fortbildungssystem wird neu strukturiert, der digitale Support bekommt eine Dienstleistungsstruktur und eine funktionierende Lernplattform ermöglicht zeitgemäßes Arbeiten.
- Wir sehen Schule als kritische Infrastruktur.
Die Schließung von Schulen hat während der Pandemie gezeigt, dass ein Lockdown des Bildungswesens nicht nur Unterrichtsausfall erzeugt, sondern zu nicht hinnehmbaren Kettenreaktionen führt – mit erheblichen sozialen, psychischen und strukturellen Folgen. Wir vertreten die Auffassung, dass unsere Schulen eine gesamtgesellschaftliche Relevanz für erfolgreiche Krisenbewältigung haben und werden darauf hinwirken, das System Schule zu einer sogenannten „kritischen Infrastruktur“ zu erklären.
- Wir werden die Bildung für das Morgen weiterentwickeln.
Die Schule solle junge Menschen auf ihr zukünftiges, selbstständiges Leben vorbereiten. Aber kann ein preußisches Schulsystem den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts überhaupt noch gerecht werden und Schüler:innen fit für die Lebens- und Arbeitswelt von morgen machen? Die aktuellen Leistungsüberprüfungen fördern kurzfristiges Auswendiglernen, aber keine langfristigen Lerneffekte. Der bestehende Bildungs- und Fächerkanon ist nicht mehr zeitgemäß. Wir werden deshalb eine Bildungskommission „Schule der Zukunft“ einberufen mit dem Auftrag, die Bildungsinhalte des 21. Jahrhunderts zu definieren, moderne Wege der Leistungsüberprüfungen zu entwickeln und Schule mehr von den Schüler:innen her zu denken.